Heidi †, aus verantwortungsvoller Zucht?
Heidi’s Geschichte.
Heidi, eine braune Labradorhündin, wurde im Alter von ungefähr einem Jahr ausgesetzt. Im Sommer, ohne Wasser, im Feld, an einem Strick, in der Sonne ohne jegliche Angaben. Nicht gechipt, nicht tätowiert – natürlich nicht, sonst wäre es mit dem Aussetzten auch schwierig geworden.
Eine Tierheim-Mitarbeiterin hat Heidi auf dem Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit gefunden und mitgenommen. Großes Glück für diesen wunderbaren Hund und im Nachhinein ein Glücksfall für uns. Denn nun ist sie bei uns, seit bald fünf Jahren. Sie war von Anfang an unglaublich lieb, verschmust, ein bisschen erzogen, freundlich zu Mensch und Tier – warum nur wurde sie ausgesetzt?
Das Tierheim
kam nach einigen Tagen schnell dahinter. Heidi (so wurde sie vom Tierheim getauft) hielt sich beim Spielen sehr zurück, auch wenn sie andere Hunde gerne mochte. Sie hatte schnell einen Gassigeher, doch der war genauso schnell am Verzweifeln, denn Heidi lief einige Meter um sich zu lösen und legte sich dann hin. Stand erst wieder nach geraumer Zeit auf, fing an zu Humpeln oder wollen einfach nicht mehr weiter.
Die Konsequenz: komplettes Tierarztprogramm mit Röntgen
Die Diagnose: Schwere Ellbogendysplasie (ED), schwere Hüftgelenksdysplasie (HD), hochgradige Arthrose – und das im Alter von etwas über einem Jahr!
Ohne jemals alle genauen Hintergründe zu kennen ist doch eines für jeden Fachmann (Tierarzt, Physiotherapeuten etc.) klar, Heidi’s gesundheitlicher Zustand ist das Resultat verantwortungsloser ‚Zucht‘ = Vermehrung. Menschen, die „nur einmal Welpen haben möchten“ und keines der Elterntiere gesundheitlich checken lassen, sind für diese Fälle und für die Schmerzen und das Leid (aussetzten, Tierheimaufenthalt etc.) verantwortlich.
Selbst wenn die Vorbesitzer nicht selber „vermehrt“ haben, wurde wahrscheinlich dieser Hund als „Billigwelpe“ erworben. Denn aus einer verantwortungsvollen Zucht, wäre dies so nicht möglich gewesen.
Eine verantwortungsvolle Zucht
kann auch keine Garantie dafür geben, dass der Hund niemals krank wird, doch ist Heidi’s katastrophaler Gelenk- und Knochenzustand in jungen Jahren höchstwahrscheinlich das erblich bedingte Resultat von kranken Elterntieren. Es gibt einen Grund, warum es Vorschriften über Ellbogen- und Hüftgelenke in Zuchtverbänden gibt. Es ist hinreichend bekannt, was passiert, wenn eine sogenannte „C-Hüfte“ oder schlechter zur Zucht bzw. Vermehrung genommen wird.
Nur leider ist der Profit
– das pure Geld – das mit diesen Welpen verdient werden kann Anreiz genug, um alle moralischen Bedenken über Bord zu werfen und auf Verantwortung dem Lebewesen gegenüber zu verzichten.
Genug zu meiner Verbitterung und dem Zorn, den man im Laufe der Zeit auf diese Menschen entwickelt hat, sie sind es nicht wert. Wert jedoch ist es, diese Zustände immer wieder zu kommunizieren, denn es geht hier um Lebewesen. Hunde, die ein Leben lang darunter zu leiden haben, dass sich jemand an ihnen bereichert hat.
Wir haben viel Glück
, uns in guten tierärztlichen und physiotherapeutischen Händen zu befinden und möchten hier die aktuellen Röntgenbilder zur Verfügung stellen, als Information, als Warnung aber auch um Mut zumachen, dass man Hunden wie Heidi helfen kann. Heidi wurde noch damals im Tierheim (2006) operiert, sie bekam einen Muskel- und Nervenschnitt an beiden Innenbeinseiten zur Hüfte, um ihr überhaupt das Laufen zu ermöglichen. Zusätzlich wurde in beide Ellbogen Goldakupunktur eingesetzt, die ein gewisses Maß an Schmerzlinderung bringen sollen. Für eine Arthroskopie (Gelenkspülung) war es leider bereits zu spät.
Heute (2011) hat Heidi steife Ellbogengelenke, kaum sichtbare Gelenkspalte mehr. Die Arthrose hat hier leider ganze Arbeit geleistet. Die Schultern müssen nun die Arbeit und Mobilität der Ellbogengelenke ausgleichen, hier wird ihr physiotherapeutisch geholfen.
Bei der Hüfte hat sich der Körper letztendlich selbst geholfen und ‚Haken‘ als Verlängerung der zu kurzen Hüftpfannen gebildet. Dies stabilisiert zwar, ist aber auch schmerzhaft. Im Lendenwirbelbereich hat sie eine durchgebaute Spondylose.
Heidi wird (im Mai 2011) geschätzte sechs Jahre alt. Tierärztliche Kontrollen, Röntgen, Ultraschall sind die Dinge, die uns in Abständen einen Einblick über die Veränderungen geben. Gezielte Physiotherapie, Massagen, Training auf dem Unterwasser-laufband, Stoßwellentherapie etc. sind die Werkzeuge mit denen Heidi in ihren Möglichkeiten ein gutes Leben hat. Ein operativer Eingriff an den Gelenken ist nach heutigem Stand nicht mehr möglich.
Ziel der Behandlungsmethoden
ist es, dem Hund ein möglichst schmerzfreies und mobiles Hundeleben zu ermöglichen. Die folgenden Röntgenbilder geben sicher auch dem Laien Einblick, wie es in einem Hund mit knapp sechs Jahren nicht aussehen sollte. Veränderte Schultergelenk (sowie Schulterblatt), ED, HD, Spondylose und Arthrose sind hier deutlich sichtbar.
Heidi hat ihr ‚Päckchen‘ zu tragen und wir helfen ihr dabei. Sie ist genauso, wie mein Hund immer sein sollte, nur würde ich alles dafür geben wenn sie gesunde Gelenke hätte.
© by C. Monecke 2011
Heidi, ein Hund aus verantwortungsvoller Zucht?
Wir denken NEIN, wäre sie sonst ausgesetzt worden?
Heidi hatte das Glück, das sie die „richtigen“ Menschen fand, die keine Kosten und Mühen scheuen, dieser zauberhaften Hündin ein schönes, vor allen Dingen ein möglichst schmerzfreies Leben zu ermöglichen.
Heidi ist ein trauriges Beispiel, sie muss ‚ausbaden‘ was gewissenlose Menschen mit unkontrollierter Zucht an Welpen produzieren. Aber leider auch ein Beispiel, dass es immer wieder und immer mehr Menschen gibt, die den ehemals billigen Welpen, wenn er dann krank ist, gewissenlos aussetzen.
…und krank sind leider sehr viele Welpen und Hunde aus verantwortunsloser Vermehrung und gewissenlosen Welpenproduktionsstätten, nicht selten gekauft bei Hundehändler. Sie kommen aus Deutschland, aber sehr, sehr häufig aus dem Ausland.
Heidi zog im Alter von nur ca. 10 Jahren ins Regenbogenland um.
Sie musste in all den Jahren und besonders in den letzten Monaten das aushalten, was ihr an Krankheiten, wahrscheinlich durch gewissenlose Zucht, mit auf den Weg gegeben wurde. Hinzu kam der Krebs, der ihre ohnehin kranken Knochen zerstörte.
Heidi wurde von ihrer Familie geliebt und umsorgt, für sie wurde alles gemacht, nur um ihr die Schmerzen zu nehmen, die sie ein Leben lang begleitet haben.
Wir haben Heidi als sanfte, immer freundliche Hündin kennengelernt und werden sie in schöner Erinnerung behalten.
Juni 2015 K. Müller