Rasse: Golden Retriever Hündin * ca. 03/2001
Hintergrund: ehemalige ‚Zucht’hündin aus D
Ankunft Pflegestelle/Familie: 15.09.2007
Am 15. September 2007 traten 3 Golden Girls ihren Weg in die Freiheit an – ein sogenannter ‚Züchter’ mitten in Deutschland war vom Veterinäramt angehalten, so seine Angaben, die ‚Zucht’ von 70 auf 20 Hunde zu verkleinern.
Dori kam zusammen mit Leavy und Francis zum Retriever-Netzwerk. In einer Pflegefamilie wurde sie liebevoll und behutsam auf ein Leben in der Familie vorbereitet. Im November 2007 fand sie ein neues Zuhause. Wir danken Ihrer Pflegefamilie, auch für die Einschätzung, nach ca. einem Jahr, wie Sie nachfolgend lesen können.
Trotz einer soliden Vorbereitung auf ihr neues Leben in und mit einer Familie die wir hier als Pflegestelle leisten durften, kam auf Dori’s Familie sehr viel ‚Arbeit‘ zu.
Dori’s Unsicherheiten, die sie mit Knurren und Bellen, im Kreis laufen und anderen Verhaltensauffälligkeiten zeigte bzw. immer noch zeigt, sitzen bei dieser Hündin einfach zu tief drin, als dass sie von jetzt auf gleich abgelegt werden könnten.Was wir über Dori’s Vorleben wissen: Wir wissen dass Dori als Welpe aus einer ‚Zucht‘ aus Nordrhein Westfalen ‚dazugekauft‘ wurde. Ob sie selbst auch auf einer Vermehrerfarm geboren wurde oder aus der Dissidenzzucht mit evtl. etwas besseren ‚Bedingungen‘ in den ersten Lebenswochen aufwuchs, ist uns nicht bekannt.
Aber dass sie ab diesem Zeitpunkt 6 1/2 Jahre in einem Zwinger leben musste, wenig Prägung erfahren hat, sehr reizarm gehalten wurde, ihr Leben von Angst, Stress und Überlebensängsten geprägt war, lässt sich auch heute noch an ihrem Verhalten ablesen. Auch ein Laie erkennt schnell, das mit diesem Hund etwas nicht stimmt.
Dori saß zum Zeitpunkt der Befreiung in einem 2×3 Meter großen Zwinger. Links und rechts direkt daneben ebenfalls Zwinger. Sie saß zusammen mit einer Beaglehündin. Eine kleine Holzhütte für 2 Hunde stand dort. Kein Spielzeug, keine warme Decke, kein Stroh, nichts weiter als diese Holzhütte und 1 Trinknapf. Wir gehen davon aus, dass Dori so 6 ½ Jahre ‚gelebt‘ oder vielmehr überlebt hat.Während der Pflegezeit trafen wir mal auf einen Beagle hier in unserer Nachbarschaft. Als Dori den Beagle sah – der ganz freundlich wedeln auf uns zukam und uns alle freudig begrüßte – ließ sie sich auf den Boden fallen und lag platt wie eine Flunder auf der Straße. Sie starrte diesen Beagle ängstlich an und kroch unterwürfig über den Boden auf den Beagle zu. Nach einer kurzen Begrüßung und freundlichem Beschnuppern und Schwanzwedeln wurde Dori ruhiger und stand wieder langsam, immer noch ganz vorsichtig, auf und ihre Erstarrung löste sich nach und nach.
Ob nun der Beagle sie an ihre ‚Zwingerpartnerin‘ erinnerte und es mit dieser evtl. zu Konflikten kam oder die Begegnung sie an ihr altes Leben auf der Vermehrerfarm grundsätzlich erinnerte, ist im Grunde unwichtig. Fakt ist das Dori bei dieser Begegnung Angst um ihr Leben hatte und völlig in sich zusammenbrach.
Dieses ist nur eines von ganz vielen Beispielen, um zu verdeutlichen, wie Dori’s altes Leben immer wieder für sie in bestimmten Situationen präsent sein wird und sie aus der Bahn wirft.Dori’s neue Familie wusste um ihre ‚Defizite‘ – was sich ganz genau dahinter verbarg und welches Ausmaß im Grunde für das alltägliche Leben bedeuten würde, war natürlich für niemanden vorherzusehen. Woher auch?! Man kann zwar über den Alltag mit einer Zuchthündin erzählen, aufklären und berichten und wie schwierig es doch so manches Mal sein kann, aber im Grunde muss man seine Erfahrungen selber machen.
In die Materie ‚Zuchthündin‘ wächst man mit der Zeit hinein und lernt damit umzugehen. Ich habe Dori im November letzten Jahres mit einem guten Bauchgefühl an ihre neue Familie übergeben. Ich hatte das Vertrauen in diese Familie, dass sie alle in dieses ‚Thema Dori‘ hineinwachsen werden und es gemeinsam meistern werden. Mein Bauchgefühl hat mich nicht getäuscht! Dori und ihre Familie haben einen Weg zueinander gefunden und darüber hinaus Dori aus vielen Verhaltensauffälligkeiten herausgeführt!
© 2008 H.-I. HeldtDori ist die letzte der „drei Golden Girls“ und mittlerweile um die 14 Jahre alt. Beschwerden des Alters plagen sie ebenso wie gesundheitliche Baustellen aus der 7-jährigen Zeit als ehemalige ‚Zucht’hündin. EIn stolzes Alter und wir wünsche ihr noch eine gute Zeit mit ihrer Familie.
11.07.2016
Dori ist im fast biblischen Alter von 15 Jahren ins Regenbogenland umgezogen. Nun ist sie mit den beiden anderen Golden Girls, Francis und Leavy, wieder vereint. Ihr blieben knapp neun Jahre in Freiheit, eine lange Zeit, für die wir sehr dankbar sind.
Dankbar ihrer Pflegefamilie und ihrer Familie, die ihr zeigten, dass das Leben noch schöne Seiten haben kann, die ihr Liebe und Geborgenheit gaben.